Sonntag, 2. Dezember 2018

Die Uniformiertheit des Mannes



                                Die Uniformiertheit des Mannes  

Anlass zu diesem Blogbeitrag war u.a. der gestrige Abend bei der Musikgruppe Mambo Franconia, die bekannte Weihnachtslieder neu interpretiert. Die Musikband versprach einen virtuosen Abend: Etwas peppiger, mehr Soul und Jazzrhythmen ließen teils altbekannte "Weisen" junger und frischer wirken. Das Publikum war eher älteres Semester, teils lässig, teils etwas eleganter gekleidet, dem Anlass angemessen. Schon das Bild der Gruppe zeigte uns: Im Hintergrund zehn männliche Mitglieder, natürlich im dunklen Anzug mit weißem Hemd und dunkler Krawatte, der "Hingucker im Frontbereich" die Sängerin im roten kurzen Kleid mit dezenten schwarzen Highheels und kurzem Haarschnitt. Man kennt solche Fotos: Die Herren "einheitlich im Anzug", nur die Dame darf "Farbe" zeigen. Die Herren der Schöpfung hätten ebensogut zu einer Beerdigung gehen können, wenn sie nicht ihr Musikinstrument im Arm gehabt hätten.
Das ist seit Jahrzehnten mein Eindruck. Die Männer sollen sich optisch nicht individualisieren, sie sollten als "graue Masse" im Hintergrund wirken. Ist das so gewollt? Von wem, von den "Mächtigen", die die Welt beherrschen? Warum tragen Männer eine Krawatte, also einen "Strick um den Hals". Da fällt einem sofort das Coverfoto zu dem Kultfilm "Pretty women" ein. Da hält Julia Roberts ihren "Traummann" Richard Gere am Schlips. Will heißen: Sie hat sich ihn "geangelt", hält ihn fest und er folgt ihr "willenlos bereitwillig", zumindest am Ende des Filmes.
Wenn man die Entstehung der Krawatte googelt, erhält man folgendes Ergebnis:
Ursprünglich wurde die Krawatte von chinesischen Soldaten als Schutz gegen die Kälte getragen. In Frankreich tauchte die Krawatte während der Regierungszeit von Louis XIII. wieder auf. Damals rekrutierte der König von Frankreich kroatische Soldaten. Diese trugen einen verknoteten Schal um den Hals.

oder dies:

In der modernen Geschichte rechnet man Frankreich den Ursprung der Krawatte zu. Eine französische Erfindung ist der Schlips trotzdem nicht.

In der modernen Geschichte rechnet man Frankreich den Ursprung der Krawatte zu. Eine französiche Erfindung ist der Schlips trotzdem nicht. Weit gefehlt. Kroatische Soldaten haben den Vorgänger der heutigen Krawatte während des 30-jährigen Krieges in Frankreich getragen. Das fanzösische Wort "Cravat" ist im Französischen von der Nationalitätsbezeichnung für Kroaten (la croate) abgeleitet und bezeichnet ein dekoratives Halstuch der kroatischen Kavallerie im dreißigjährigen Krieg. Das Halstuch wurde in Kriegszeiten getragen um Freund und Feind besser zu unterscheiden. Damals waren Krawatten aus Seide den Offizieren vorbehalten. Einfache Soldaten mussten sich mit Krawatten aus einfacheren Materialien zufrieden geben.

Neueste Untersuchungen zeigen: Kurz, nachdem die "Krawatte" saß, reduzierte sich der Blutfluss im Gehirn um 7,5 %. Bei einer Vergleichsgruppe ohne Krawatte tat sich natürlich diesbezüglich nichts dergleichen.

Ich fragte mich schon länger, warum den Männern das Kehlkofchakra "abgeschnitten/eingedrückt" wird. Sollen Männer kollektiv, wenn sie "uniformiert auftreten, also bei der Bundeswehr oder oder ähnlichen "Auftritten" als "Masse" nicht "individualisiert" sein. Ist das gewollt? Soll der Mann "willig" gemacht werden, wenn es darum geht, ihn für bestimmte "Zwecke" zu gebrauchen? Warum darf der Mann sich nicht farbenfroh schmücken wie die Frau? Dient das einem Zweck, und welchem?

Ich gestehe, dass ich keine Idee habe, wie man die Kleiderordnung des Mannes, wenn er "Businessmäßig" auftreten soll, sei es bei Politikern oder Bankmitarbeitern, Versicherungsvertretern oder ähnlichen Berufen auflockern könnte. 


Gestern sah ich zufällig einen Beitrag von Elisabeth Motsch   bei "Gedankentanken", 

https://www.youtube.com/watch?v=NAKxMfYdKSQ 
die sich über das Thema "Kleider machen Leute" vor Publikum auslies. 

Ihre erste Frage war: Machen sich Männer darüber Gedanken, ob sie ein "Kostüm" anziehen?! Sicher nicht, denn sie haben nur die Wahl Anzug mit Krawatte oder eben lässig, Jeans, Jacket und offenes Hemd. Sie erklärte anhand von Fotos sehr ausdrucksstark, welchen Eindruck man/frau macht, je nachdem wie und in welchem "Auftrag" man/frau unterwegs ist. Sie zeigte das Foto einer Dame, die als Außendienstmitarbeitern eines Verlages in den Buchhandlungen Bücher verkaufen sollte. Die Frage war, als sie nur eine blaue Bluse trug, welche "Bücher" sie denn "verkaufen" könnte? Kochbücher, Gesundheitsbücher aber auf keinen Fall Bücher eines bestimmten Genres.

Also wir wirken durch unser Äußeres. 

Wie sich in unserer Kultur der "Dresscode" etabliert hat, wäre eine längere Geschichte. Tatsache jedoch ist, dass er "wirkt". Wir nehmen sofort wahr, wenn uns jemand entgegen tritt, wie er/sie gekleidet ist. Passend oder unpassend dem Anlass, das sticht sofort ins Auge.


Psychologische Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht in erster Linie die Zeugnisse wirken, sondern welchen "ersten Eindruck" ein Mensch macht, wenn er vor eine Gruppe  tritt oder beim Personalleiter sitzt.


Die Frage, die sich wieder stellt: Warum gibt es nur diese Uniformiertheit für den Mann?


Ich habe die männliche Spezies schon sehr lange bedauert, wenn ich sehe, dass sie auch im Hochsommer in Anzug, Hemd und geschlossen Schuhen im Berufsalltag unterwegs sein muss. Wir Frauen dagegen können wählen zwischen Hose (männlicher Touch) oder luftigem Kleid, Sandalen oder Flip-Flops. Gut, die Damen, die in der Bank hinter dem Tresen stehen, dürfen nicht in Flip-Flops herum laufen, aber ein elegantes Kleid oder Rock ist erlaubt. 


Warum ist es gesellschaftlich etabliert, wenn die "Frau zum Mann" wird, zumindest mit dem was sie trägt. Keine Frau fällt groß auf, wenn sie in Anzug und Bluse und "Herrenhaarschnitt" unterwegs ist. Aber was wäre, wenn der Mann sich plötzlich ein Kleid anzieht oder einen Rock trägt? Das gäbe mehr als schräge Blicke und süffisantes lächeln. 


Wo bleibt da die Gleichberechtigung der Geschlechter, die wir alle uns wünschen?


In anderen Kulturen, z.B. in Schottland trägt der Mann einen Schottenrock und kein Mensch denkt sich etwas dabei, einen Mann damit in der Öffentlichkeit zu sehen. In Indien oder anderen Ländern und Kulturen tragen auch Männer Gewänder, die wie ein "Kleid" aussehen. Da denkt sich auch niemand etwas dabei. Warum ist das in der europäischen Kultur so "festgenagelt".


Ich bin mir sicher, wenn man "Modemacher" befragt, ob sie sich nicht für Männer andere, leichtere Stoffe, hellere Farben und ein insgesamt luftigeres Outfit überlegen könnten, zur Antwort bekommt: Die Gesellschaft nimmt dies "noch nicht" an. Der Mann muss sich nicht "schön" machen. 


In der Natur ist genau das Gegenteil der Fall: Da sind die "männlichen" die hübschen, bunten, auffälligen . Da ist wohl die Idee, dass das Weibliche, das die Nestaufzucht betreibt, in der Natur nicht "auffallen" soll, also nicht angreifbar sein. Unauffällig, wie die Farben der Natur, wenn z.B. die Ente ihr Nest bebrütet bedeutet in diesem Fall Sicherheit. 


Warum ist das bei uns Menschen genau anders herum?


Soll die Frau sich nur "aufhübschen", damit sie einen "Partner/Erzeuger" für ihren Nachwuchs findet, damit die "Art" erhalten bleibt. Wenn sie dies aber auch noch tut, wenn sie bereits Mutter ist, wird sie oft belächelt oder verurteilt. Wann ist welcher Kleidungsstil angemessen?


Können wir aus diesen alten Strukturen ausbrechen? 


Wer beginnt damit? Ein Mann, der sich in der Öffentlichkeit "weiblich kleidet", weil er auch den Wind zwischen den Beinen spüren möchte, wie die Frau das selbstverständlich kann.

Er muss in die "Damenabteilung" gehen, wenn er sich anders anziehen möchte. In der Herrenabteilung wird er nichts finden. Ja, es gab in diesem Jahr und auch schon vorher manches Mal rosa Hemden für den Mann, rote Winterjacken oder maisgelbe Schuhe. Aber
welcher Mann "traut" sich damit rum zu laufen. 

Aus unerfindlichen Gründen sollen die Herren der Schöpfung im Einheitsgrau "untergehen"?!


Mich würde sehr interessieren, wie Ihr darüber denkt und ich freue mich sehr Kommentare. 


In unregelmässigen Abständen werde ich wieder Blogbeiträge veröffentlichen und hoffe, dass ich damit den einen oder anderen "Nerv der Zeit treffe".


Ich wünsche Euch eine friedvolle, besinnliche Weihnachtszeit, auch wenn das Wetter heute noch nicht eine Weihnachtsstimmung aufkommen lässt.

In diesem Sinne


Herzensgrüße an Euch alle,

Petra